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Kampf gegen das Springkraut im Weipersgrund

SOLMS-BRAUNFELSER Zeitung

Schönes Kraut muss trotzdem weg – Projektgruppe rückt dem Springkraut im Weipersgrund zu Leibe

Braunfels (sbe). „Ganz Deutschland ist vom Springkraut besetzt . Ganz Deutschland? Nein!“ Doch im Gegensatz zu Asterix und Obelix, die sich im Alleingang die Römer vom Leib halten, arbeiten im Weipersgrund zwischen Altenkirchen, Neukirchen und Bonbaden gleich mehrere Institutionen an der Bekämpfung des Japanischen Springkrautes. In den nächsten vier Jahren wird das hessenweit einzigartige Projekt von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologe im Auftrag des Regierungspräsidiums Gießen wissenschaftlich begleitet. Das Institut untersucht, mit welcher Methode der Pflanze am wirkungsvollsten zu Leibe gerückt werden kann.

Horst Ryba, Vorsitzender Naturlandstiftung Lahn-Dill-Kreis, begrüßte im Weipersgrund rund 60 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Verwaltung, Ökologie, Sponsoren, Sozialverbänden und ehrenamtlicher Mitarbeit, die am Projekt beteiligt sind. Auch Landrat Wolfgang Schuster (SPD), Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Irmer (CDU) und Bürgermeister Wolfgang Keller (parteilos) waren anwesend. Das Projekt führt die Naturschutzorganisation Nature-fund gemeinsam mit E.on-Mitte in enger Zusammenarbeit mit der Naturlandstiftung durch, in der auch die Braunfelser AGNU (Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt) angeschlossen ist. 14 Jugendliche helfen, das leidige Kraut im Weipersgrund loszuwerden
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der AGNU hatten mit Unterstützung der E.on bereits 2007 und 2008 dank aufwendiger Renaturierungsmaßnahmen, nach dem Verlegen der Ferngasleitung durch den Weipersgrund, seltene Arten in das idyllische Tal zurückgebracht. Doch ein Wermutstropfen blieb: Das Indische Springkraut hielt – wie mittlerweile in ganz Deutschland – auch im Weipersgrund Einzug. Allein in den letzten Wochen haben ehrenamtliche Helfer der AGNU über 100 Stunden ihrer Freizeit geopfert, um das lästige Springkraut zu beseitigen. Unterstützt wurden sie dabei von 14 Jugendlichen und Erwachsenen des Internationalen Bundes (IB). Wie IB-Werkstattleiter Erwin Beier erklärte, haben die Teilnehmer im Rahmen des Lehrganges „Arbeit und Lernen“ in den letzen vier Wochen bei entsprechender Wetterlage täglich Springkraut beseitigt. Dr. Beate Alberternst, Biologin der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftökologie, stellte zunächst die Pflanze näher vor. 1839 sei die Pflanze nach England und von dort in europäische Gärten gebracht worden. Schön anzusehen mit ihren rosa Blüten wurde und wird sie auch von Imkern als gute Bienenweide in der freien Landschaft ausgesät. Mittlerweile wird sie in weiten Kreisen als häufigste problematische Art benannt. Es wächst bevorzugt an feuchten, nährstoffreichen Stellen wie Fluss- und Bachauen, an feuchten Gräben aber auch in halbschattigen Auenwäldern oder Windwurfflächen. Das Springkraut verdrängt alle anderen Arten und führt zur Veränderung des Landschaftsbildes. Ihren Namen hat die Pflanze, die bis zu 2,5 Meter hoch werden kann, durch die Tatsache, dass der Samen beim Aufspringen der fruchtreifen Kapsel bis zu sieben Meter weit geschleudert wird.

Oberstes Ziel bei dem Projekt im Weipersgrund sei, die Samenbildung zu verhindern. Der günstigste Zeitpunkt der Bekämpfung sei je nach Wetterlage in der Zeit von Anfang Juli bis Mitte August, also von der Blüte bis zur Samenreife. Aus den Erfahrungen im Projekt Weipersgrund sollen Lehren für andere Gebiete gezogen werden. „Wir wollen wissen: Ist es möglich, das Springkraut wieder aus dem Untersuchungsgebiet zu entfernen? Sind die angewendeten Methoden effektiv? Wie aufwändig ist das? Wie hoch sind Zeitaufwand und Kosten“, erklärte Albert ernst. Ziel der Aktion ist es, die Ausbreitung der Samen zu verhindern. Es mache keinen Sinn alles zu bekämpfen, das käme einem Kampf gegen Windmühlen gleich. Sinnvoll seien Überlegungen, bestimmte Räume ohne aktuelle Vorkommen frei zu halten. „Das ist ein im besten Sinne nachhaltiges Projekt. Wir freuen uns, dass unsere Spende für einen schützenswerten Lebensraum eingesetzt wir, an dem sich nicht nur viele Tierarten entfalten, sondern auch Erholung suchende Menschen erfreuen können“, sagte Ulrich Fischer, Geschäftsführer von E.on Mitte Vertrieb. E.on Mitte unterstützt das Projekt mit 9.000,- Euro.