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Braunfelser weist Europäische Wildkatze nach

Der Braunfelser Naturschützer Joachim Bernecke (AGNU) weist erstmals die Europäische Wildkatze bei Altenkirchen nach.

Der Braunfelser Naturschützer Joachim Bernecke (NABU Solms/AGNU Braunfels) hatte sich im Februar/März des Jahres 2009 an der „Lockstockaktion“ des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) und des Instituts für Tierökologie zur Untersuchung des Wildkatzenvorkommens beteiligt. Er hatte dazu, wie unten beschrieben, in Absprache mit Förster Peter Thorn, 20 baldriangetränkte Lockstöcke im Raum Altenkirchen – Braunfels eingeschlagen und regelmäßig kontrolliert. Gefundene Haare wurden dann im Forschungsinstitut Senckenberg genetisch analysiert und können zeigen, ob es eine Haus- oder eine Wildkatze war, ein weibliches oder männliches Tier und aus welcher geographischen Region es stammt.

Die Ergebnisse liegen nun vor: An drei Orten gelang der Nachweis. Im Weipersgrund – Braunfels Altenkirchen/Neukirchen (einem von der AGNU und Naturlandstiftung Lahn-Dill betreuten und nach Gastrassenverlegung in Zusammenarbeit mit Eon/Ruhrgas und HGON Lahn-Dill renaturierten Bachtal) ist die Wildkatze an zwei verschiedenen Stöcken eindeutig nachgewiesen, einmal handelt es sich dabei um einen Kuder), an dem anderen Stock wurde lediglich eine einfache Analyse zum Artnachweis ohne Geschlechtsbestimmung durchgeführt. Eine weibliche Wildkatze wurde südlich der Brühlbergkuppe (Altenkirchen durch den Wald Richtung Braunfels/Kernstadt – Tiergarten) nachgewiesen.
Europäischer Wildkatze gelingt Ausbreitung im Westen Hessens! Schutzmaßnahmen jedoch weiter dringend erforderlich.

Dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) gelingen erstmals sichere Wildkatzennachweise in lange unbesiedeltem Gebiet. Zudem legt der Verband den „Wildkatzenwegeplan Taunus-Rothaargebirge“ zur Herstellung und Sicherung der Wildtierwanderwege im wichtigsten Nord-Süd-Verbund der Wälder Hessens vor. Die hessische Umweltministerin Silke Lautenschläger, Schirmherrin der zugehörigen Kampagne „ein Rettungsnetz für die Wildkatze“, begrüßt Bestandserfassung und Wegeplanung als „wichtigen Schritt zum Erhalt der Artenvielfalt in Hessen“.

Es war die bisher größte „Lockstockaktion“ Deutschlands: Unter Leitung des BUND und des Instituts für Tierökologie und Naturbildung haben 58 Helfer ein Gebiet von rund 1.400 km² zwischen Taunus und Rothaargebirge zwei Monate lang mit Hilfe von 408 Lockstöcken auf Vorkommen der Wildkatze untersucht. Ministerin Lautenschläger und BUND-Vorstandssprecher Hermann Maxeiner loben die über 1.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden und heben hervor: „Bei der Aktion haben Naturschützer, Forstämter, Jäger und der Naturpark Hochtaunus in vorbildlicher Weise zusammengearbeitet“.

Dank der Lockstockbeprobungen konnte das Verbreitungsgebiet für den Westen Hessens nun neu bestimmt werden. Dipl. Biologe Olaf Simon: „Die Populationen haben sich vom Norden her aus dem Rothaargebirge und von Süden aus dem Taunus heraus aneinander angenähert.“ Viele Straßen der Region stellen durch Unfalltod einen bedeutsamen Aderlass dar und vor allem die vierspurig ausgebaute B 49 zwischen Limburg und Wetzlar ist eine nahezu unüberwindbare Barriere. Im Wildtierschutz muss also noch einiges getan werden!
Aus diesem Grund hat der BUND zeitgleich mit den Ergebnissen der Bestandserfassung den „Wildkatzenwegeplan Taunus-Rothaargebirge“ vorgelegt. Eine flächenbezogene
Handlungsempfehlung, die einen fast 100 km langen Biotopverbund über die Wälder in dieser Region beschreibt. Derzeit für die Wildkatze ungeeignete Räume und Barrieren (v.a.strukturarme Ackerlandschaften und stärker befahrene Verkehrswege) werden identifiziert und zu entwickelnde Vernetzungen im Offenland benannt. Der eigentliche Flächenbedarf zur Herstellung des Biotopverbunds ist mit weniger als 80 Hektar gering. Er entsteht durch die Anpflanzung von Gehölzen. „Besonders wichtig ist auch die Überwindung der A 3 und der B 49 bspw. durch Querungshilfen und die Erhaltung naturnaher Bereiche im Dilltal und Lahntal, die weiterhin durch Flächenverbrauch bedroht sind“ so Sonja Gärtner, Projektleiterin beim BUND.

Die BUND-Wegepläne werden im neuen Landesentwicklungsplan für Hessen berücksichtigt und sollen gemeinsam mit den Gemeinden und Landnutzern umgesetzt werden. Profitieren werden davon alle Tier- und Pflanzenarten der Wälder, die in den Spuren der immer noch stark gefährdeten Wildkatze folgen können. Die „Lockstockmethode“ gilt als sichere Methode des Wildkatzennachweises: sägeraue, eingekerbte Holzlatten werden mit Baldrian besprüht und in möglichem Wildkatzengebiet aufgestellt. In der Paarungszeit lockt der Duft die Katzen an. Sie reiben sich am Stock und hinterlassen Haare. Diese werden im Forschungsinstitut Senckenberg genetisch analysiert und können zeigen, ob es eine Haus- oder eine Wildkatze war, ein weibliches oder männliches Tier und aus welcher geographischen Region es stammt. Eine Bestandserfassung, bzw. Verortung der Wildkatzenvorkommen ist wesentliche Voraussetzung zur gezielten Durchführung von Schutzmaßnahmen.